Archaische Keramik trifft Eisen der Moderne

 
 

Galerie Regardez Ausstellung “Aus dem Feuer” 1.4.-30.4.2022

Kleine Einführung anlässlich der Vernissage

In dieser Ausstellung treffen Keramiken archaischer Fertigung auf hochtechnisierte Fotografien von der Völklinger Hütte, einer Stahlfabrik aus der Blütezeit der Eisenindustrie. Diese Zusammenschau ist gewagt, denn die Spanne zwischen frühgeschichtlicher Keramik und Bildern spätmoderner Eisenzeit ist denkbar weit angelegt. Wie entsteht da ein Zusammenklang?

Die Ausstellung macht dem Betrachter drei Angebote:
1. Eine fotografische Dokumentation veranschaulicht den Herstellungsprozess der Rauchbrandkeramik.
2. Stahlpodeste für die irdenen Objekte wurden von der Keramikerin eisenverarbeitend fabriziert.
3. Fotografien wie Keramiken sprechen von einem Feuerungsprozess - wenn auch äußerst konträr! Die Gestalten einer Stahlfabrik sind für das Wirken der Hochöfen konstruiert, die bei schwer vorstellbaren Temperaturen von 1200°C das Erzgestein aufschmelzen. Hingegen werden die Keramiken bei max. 900°C einer denkbar einfachen Verbrennung organischer Materialien ausgesetzt. Beide jedoch - und das ist die Klammer für die Ausstellung - sind existentiell auf das Feuer angewiesen.

Fünf Wochen lang berichten nun Keramiken wie Fotografien nebeneinander von vergangenen Feuerprozessen. Sich gegenseitig ergänzend weisen sie auf Wege, die “aus dem Feuer” kommen. Gemeinsam zeigen sie künstlerische Spuren einer vergangenen Befeuerung.

Dass Künstlerin wie Künstler mit ihren Werken auch von einer inneren Befeuerung zeugen, mag deutlich werden. Dass Besucher von diesen Feuerspuren sich entflammen lassen, ist Anliegen dieser Ausstellung.

 

Infoblatt zur Ausstellung - Statement d. Keramikerin

Frauke Roloff
1962 geboren in Kirchweyhe, Niedersachsen
1994 niedergelassen in Kürnberg, Baden-Württemberg

Das Arbeiten mit der Rauchbrandtechnik fasziniert mich nachhaltig, da die Oberflächengestaltung maßgeblich dem Feuer überlassen wird. Flammen und Rauch malen sich regelrecht in die Keramiken hinein. Die eingebrannten Spuren zeugen von den vielfältigen Substanzen, die ich dem Feuer zur Verzehrung übergebe. Wie ein Phoenix aus der Asche kommend sind die gebrannten Objekte danach verwandelt. Sie haben sich „aus dem Feuer“, wie auch der Ausstellungstitel lautet, Stück für Stück einen sehr individuellen Oberflächenschmuck mitgebracht.

Ähnlich die Prozesse walten lassend bilde ich vorher aus dem plastischen Ton die Objekte. Während des Aufbauens stellen sich Abweichungen ein, die ich integriere bzw. weiterverfolge. Sie können sich verstärken oder abschwächen und gestalten das sich bildende Gefäß. Eine vorgestellte Form besteht höchstens als Anfangs-Idee, die jedoch beim Eintritt in die Realisierung sofort ein Eigenleben entwickelt. Mein Gegenüber beginnt sich geltend zu machen und gestaltet sozusagen gemeinsam mit mir den Prozess weiter. Es entsteht eine Erzählung. Das Objekt beginnt sich zu erzählen. Eine Vase zum Beispiel erzählt zuerst über ihr Volumen. Nähert sie sich dann ihrem Rand, so übernimmt die Linienführung die Erzählung. Eine Interaktion zwischen Linie und Volumen entspinnt sich und die abschließende Kante gestaltet das Schlusskapitel der Geschichte. Die freien Plastiken wagen sich noch figuraler an ihre Erzählungen.

Ein wiederholtes und nachhaltiges Polieren zu verschiedenen Phasen der Entstehung versucht eine optimale „Leinwand“ für die Bilder der Feuerwirkung herzustellen. Vor dem Brand, während der plastische Ton eintrocknet, sorgt das verdichtende Polieren für eine glänzende Oberfläche. Ein Beschichten mit glasierenden Substanzen wird vermieden. Und nach dem Rauchbrand sorgt weiteres Polieren beim Abkühlen des warmflüssigen Bienenwachses, mit dem die Oberfläche getränkt wird, für erneuten Glanz. Das abkühlende Wachs wie auch der eintrocknende Ton verlieren ihren beweglich-formbaren Zustand. Stellt man während dieser Erstarrungsphasen durch Polieren eine glattgeschlossene Oberfläche her, so erscheint auf ihr ein dezent weicher und charakteristischer Glanz. Dieser verstärkt und betont die Rauchspuren, lockt optische Tiefen hervor und verlockt einen gleichzeitig, die Hand zur Berührung auszustrecken. Begegnung findet statt.

Meine Gefäße sind nun nicht als Ruckzuck-Alltagsgeschirre gedacht und sollten auch in keine Geschirrspülmaschine. Sie laden zu lauschender Kontemplation ein, zur Freude an Formen und Farben. Die Objekte sollen – natürlich auch bei Gebrauch – interessante und weitschweifige Geschichten erzählen können. Geschichten über das Material, über die Formen und über die „Bemalung“ durch Feuer und Rauch – sie gleichen dann sehr oft Geschichten von Gestaltungsprozessen der organischen Natur.

Presse-Echo

www.badische-zeitung.de/feuer-ist-das-verbindende-element-einer-ausstellung-in-der-galerie-regardez

www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.loerrach-im-zentrum-des-feuers.cf49a172-de33-4db7-bb69-d4f676aa89ea.html

Bildergalerie


 
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